Nachruf auf Erich Wiegand, ehemaliger Geschäftsführer des ADM
Berlin, 7. Februar 2022
Vorstand und Geschäftsstelle des ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V. trauern um ihren ehemaligen Geschäftsführer Erich Wiegand, der im Alter von 72 Jahren plötzlich und unerwartet verstorben ist.
Danke, Erich!
Erich Wiegand war das, was man eine Erscheinung nennt. Das lag nicht nur an seiner körperlichen Präsenz und seiner durchdringenden Stimme, sondern auch daran, dass man immer spürte: Da steht einer, der mit allen Wassern gewaschen ist. Und er war – im allerbesten Wortsinn – ein echter Handwerker seines Fachs.
Mit großer Bestürzung erhielten wir nun die Nachricht, dass er völlig unerwartet und natürlich viel zu früh verstorben ist. Wir halten inne in Trauer und Verbundenheit mit seiner Frau Angelika Modest-Wiegand und jenen, für die er Partner, Freund und Vertrauter war.
Über 25 Jahre hinweg hat Erich Wiegand dem ADM seinen gewichtigen Stempel aufgedrückt. Als ein Geschäftsführer, der nicht nur die Geschäfte führen wollte, sondern gestalten. Das haben auch die Vorstände gemerkt, die in dieser langen Zeit mit ihm die Geschicke des Verbandes führen durften. Nicht immer war das leicht mit ihm – und das ist ein Kompliment. So wurde der ADM nicht zuletzt dank Erich Wiegand zu der anerkannten Stimme unserer Branche, die er heute ist.
Vielleicht lagen seine faszinierende Akribie und Unnachgiebigkeit, wenn es um Qualität und Regulierung unserer Arbeit ging, auch an seinem Berufseinstieg als KFZ-Mechaniker bei Jaguar. Denn man kann wohl sagen: Es ging ihm immer darum, dass im Motorraum der Markt- und Sozialforschung alles rund läuft. Und dazu ist es notwendig, dass man genau hinschaut und darauf pocht, dass es auch andere tun. Wenn es um Selbstregulierung und Qualitätsstandards ging, um die Regeln, die wissenschaftliche Forschung von einer „Umfrage“ unterscheiden, gab es bei ihm kaum Verhandlungsspielraum. Das haben seine Gegenüber schnell gelernt. Und es hat ihm Respekt verschafft, ob man seiner Auffassung war oder nicht. Nennen Sie seinen Namen in Fachkreisen, auch über Deutschland hinaus, und Sie werden es merken.
Doch das war nur die eine Seite des Erich Wiegand. Als in Frankfurt ausgebildeter Soziologe besaß er auch den kritisch distanzierten Blick auf die Welt, vielleicht sogar mit einem kleinen Faible für die Anarchie. Und bei aller – man würde wohl neudeutsch sagen – „Nerdigkeit“ für seine Themen verstand er es durchaus, das Leben zu genießen. Dem Theater war er gewogen, und so manche gesellige Runde bereicherte er mit seinen Anekdoten.
Wohl alle, die im ADM und in unserer Branche aktiv sind, haben eine kleine Geschichte über und mit Erich Wiegand zu erzählen. Sie werden wieder die Runde machen, jetzt, da keine neuen mehr hinzukommen können. Erich Wiegand wird einen dauerhaften Platz haben in der jüngeren Geschichte der deutschen Markt- und Sozialforschung. Als ein Mensch mit Format, professionell wie privat.
Und so passt es so gar nicht zu ihm, wie er von uns gegangen ist. Ohne Zeit für ein starkes Statement, mit diesem leicht verschmitzten Ausdruck in seinem Gesicht. Beides werden wir noch sehr lange erinnern und vermissen. Danke für die Zeit mit Dir, Erich!