
Mutmaßlicher Betrugsfall in den USA erschüttert Marktforschungsbranche
Berlin, 28. April 2025 – Der ADM nimmt mit großer Bestürzung die Berichterstattung über einen mutmaßlichen internationalen Betrugsfall in der Markt- und Sozialforschung in den USA zur Kenntnis.
In den Vereinigten Staaten wurden laut U.S. Attorney‘s Office, District of New Hampshire acht Personen – darunter leitende Verantwortliche der Unternehmen Op4G, SliceMR und SNWare Research – angeklagt, über Jahre hinweg systematisch gefälschte Umfragedaten er-zeugt und an Auftraggeber*innen verkauft zu haben. Der verursachte Schaden soll sich auf über 10 Millionen US-Dollar belaufen. Auch wenn in diesem Fall bislang kein rechtskräftiges Urteil vorliegt, zeigt er bereits jetzt, wie gravierend das Vertrauen in die Integrität der Forschung durch solche Vorgänge erschüttert werden kann.
Die Branche kann und darf nicht einfach zum Tagesgeschäft übergehen und muss daraus lernen und Konsequenzen ziehen! Die Erzeugung gefälschter Umfragedaten ist kriminell und kann nur durch die konsequente Anwendung der verbindlichen Branchenrichtlinien und Qualitätsstandards verhindert werden, die vor allem ethisches Verhalten, Transparenz, Qualität sowie wissenschaftliche Nachvollziehbarkeit einfordern.
Dieser Betrugsfall macht wieder einmal deutlich, wie essenziell Transparenz, Qualitäts- und Datenkontrolle sowie Datenkompetenz für die Integrität unserer Arbeit und zum bestmöglichen Schutz gegen betrügerische Eingriffe sind. Ohne Transparenz sind Qualität und Herkunft von Daten nicht überprüfbar. Ohne umfassende Datenkompetenz – sei es bei Auftrag-gebenden, Medien oder der Öffentlichkeit – fehlt die Fähigkeit, Forschungsergebnisse über-prüfen, einordnen und beurteilen zu können.
Die ADM-Initiativen „Transparenz im Forschungsprozess“ und „Understanding Data“ sind da-her von zentraler Bedeutung. Sie fordern einerseits die Offenlegung von Studiendetails zur Qualitätssicherung und fördern andererseits das Verständnis für die Entstehung, Aussage-kraft und Grenzen empirischer Daten. Beide Initiativen leisten damit zusätzlich zu den Kodizes und Richtlinien der Branche einen unverzichtbaren Beitrag zur Stärkung der Glaubwürdigkeit und Resilienz der Branche. Dies zusammen mit zum Standard werdenden aufwändigen Datenkontrollen mit modernsten Ansätzen werden kriminelle Machenschaften zwar nie ganz verhindern, aber doch erschweren können.
Die ADM verurteilt die bekannt gewordenen Vorgänge in den USA mit Nachdruck. Er ruft alle Akteur*innen innerhalb und außerhalb der Branche auf, sich uneingeschränkt zu den Grund-prinzipien der Markt- und Sozialforschung zu bekennen. Integrität, Transparenz und Qualität sind keine abstrakten Ideale – sie sind das Rückgrat glaubwürdiger Forschung. Der vorliegende Fall mahnt uns, diese Werte aktiver denn je zu leben, zu schützen und weiterzugeben.
Weitere Informationen finden Sie unter diesem Link https://www.justice.gov/usao-nh/pr/eight-defendants-indicted-international-conspiracy-bill-10-million-fraudulent-market. In der Pressemitteilung der US-Staatsanwaltschaft wird darum gebeten, dass Unternehmen, die zwischen 2014 und 2024 Umfragedaten von Op4G oder Slice erworben haben, sich unter us***********@***oj.gov mit dem Betreff “Slice” an die US-Staatsanwaltschaft wenden. Außerdem gilt für die Angeklagten die Unschuldsvermutung, bis ihre Schuld vor einem Gericht zweifelsfrei bewiesen ist.