ZAW-Stellenanalyse - Halbjahresbilanz 2021
Rückkehr zu Vorkrisenniveau: Jobangebote in der Werbung steigen zweistellig – weiterhin positive Entwicklung ist dennoch kein Selbstläufer
Berlin, 26. August 2021 – Die Trendanalyse des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft ZAW zeigt einen fast 60-prozentigen Anstieg der Jobangebote in der Werbebranche während der ersten sechs Monaten des Jahres 2021. Der Nachholbedarf nach der Corona-Pandemie ist groß, die Mitarbeitersuche erreicht das Vorkrisenniveau, während gleichzeitig die Arbeitslosenzahlen in der Branche überdurchschnittlich sinken. ZAW-Präsident Andreas F. Schubert weist dennoch auf Unsicherheiten für die Branche aufgrund weiterer Regulierungspläne sowie auf die noch nicht ausgestandene Pandemie hin.
Die Stellenangebotsanalyse des ZAW weist ein Plus von 57 Prozent für das erste Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Bereits die ersten Monate 2021 zeigen ein zweistelliges Plus mit Werten wie +26 Prozent für Januar, +15% für Februar sowie +10% für März. Diese positive Entwicklung steigerte sich im 2. Quartal, so dass ein Plus von fast 60 Prozent für den Arbeitsmarkt der Werbung im 1. Halbjahr 2021 vorliegt. Besonders gefragt waren Marketingspezialisten (+92 Prozent), Art Directoren (+93%), Texter (+125%) und Marktforscher (+317%).
„Der Fachkräftemangel war auch zu Pandemie-Zeiten eines der größten Wachstumshemmnisse der Agenturbranche. Er verstärkt sich nun weiter, da die Auftragslage wieder anzieht. Gefragt sind derzeit Talente für fast alle Agenturbereiche sowie Experten für digitale Transformation und Online-Kommunikation”, kommentiert GWA-Präsident Benjamin Minack die Situation.
Arbeitslosenzahlen der Werbebranche sinken über Durchschnitt
Die Daten der Bundesagentur für Arbeit für den Bereich ‚Werbung und Marketing‘ stimmen mit den Ergebnissen der ZAW-Stellenangebotsanalyse überein. Wies der Juni 2020 pandemiebedingt noch eine zweistellige Zunahme der Arbeitslosendaten von +39,6 Prozent aus, sanken die Zahlen im Juni 2021 deutlich um 12,4%. Damit ging die Arbeitslosenquote der Werbebranche stärker zurück als die durchschnittlichen Arbeitslosenzahlen insgesamt: Letztere sanken im Vorjahresvergleich nur um 0,5 Prozentpunkte.
Weitere wirtschaftliche Erholung ist (noch) kein Selbstläufer
„Die positive Entwicklung des 1. Halbjahres auf dem Arbeitsmarkt der Werbung ist erfreulich. Sie korrespondiert mit den bisher guten Konjunkturdaten. Mit Blick auf den Stand der Impfraten und bei wieder steigenden Inzidenzen ist jedoch Vorsicht geboten: Wir sind noch nicht über den Berg. Bereits die Juli-Daten für Konsumklima- und Konjunkturentwicklung, die schlechter ausgefallen sind als die Juni-Daten, deuten darauf hin, dass die verbesserte wirtschaftliche Entwicklung, von der der Arbeitsmarkt abhängt, noch kein Selbstläufer ist. Dazu kommen die anstehende Bundestagswahl und die nachfolgenden Koalitionsverhandlungen, die einen längeren politischen Stillstand bedeuten könnten. Ideologische Pläne in Richtung von Werbeverboten existieren, europäische Regulierungspläne laufen weiter und dieser Mix aus Unsicherheiten und Unabwägbarkeiten könnte die bisher guten Daten der Werbewirtschaft in der 2. Jahreshälfte 2021 ausbremsen. Dennoch bleiben wir optimistisch und halten weiter an unserer Mai-Prognose von 5-10 Prozent Wachstum für den Werbemarkt in 2021 fest und hoffen in der Folge auf weiterhin positive Arbeitsmarktzahlen“, analysiert ZAW-Präsident Andreas F. Schubert die Situation.
ZAW-Trendanalyse im Detail
Klassische Agenturberufe wie Art Director (+93 Prozent), Texter (+125%) oder Grafiker und Mediendesigner (+74%) sind stark nachgefragt. Jobangebote, die überwiegend von werbenden Unternehmen geschaltet werden, wie beispielsweise Marketingspezialisten, sind ebenfalls zweistellig gestiegen (+92%), bei den Medien sind es die Mediaexperten (+77%). Marktforscher wurden mit +317 Prozent überdurchschnittlich nachgefragt: in erster Linie von Agenturen, aber auch von werbenden Unternehmen. Insgesamt wurden laut ZAW-Trendanalyse 4.041 neue Mitarbeiter im 1. Halbjahr 2021 zu 2.582 im Vorjahreszeitraum gesucht. Damit erreicht die Nachfrage in 2021 fast wieder das Vorkrisenniveau wie die Daten von 2019 zeigen: 4.168 Jobangebote wurden im 1. Halbjahr 2019 veröffentlicht.
Der Anteil der Agenturen an den Stellenofferten der Werbung erreichte im 1. Halbjahr 2021 mit 55 Prozent den Anteil des Vorjahreszeitraums, der Anteil der werbenden Unternehmen stieg um einen Prozentpunkt auf 35 Prozent – Handel und Personal-Dienstleister suchten bei den werbenden Unternehmen die meisten neuen Mitarbeiter – während der Medienanteil leicht um einen Prozentpunkt auf zehn sank.
Bettina Klumpe, Geschäftsführerin des ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute, zur Lage: „Praktisch alle Bereiche des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens sind von den Auswirkungen der Corona-Pandemie getroffen, so auch die Markt- und Sozialforschungsbranche. Im April 2020 berichteten 84 Prozent der ADM-Mitglieder, dass der Umsatz im zweiten Quartal um durchschnittlich 41 Prozent eingebrochen war. 19 Prozent glaubten, dass ihre Bargeldreserven nicht länger als acht Wochen reichen würden, während weitere 11 Prozent davon ausgingen, noch bis zu drei Monate über die Runden zu kommen. Im Klartext: Im April 2020 befürchtete die Branche eine Insolvenzwelle. Zum Glück kam es anders. Inzwischen blickt die Branche wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Der Anstieg der Stellenausschreibungen ist ein starker Indikator dafür und liegt im ersten Halbjahr 2021 sogar leicht über Vor-Corona-Niveau. Ein deutlich positives Zeichen.“
Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) ist die Dachorganisation von 44 Verbänden der am Werbegeschäft beteiligten Kreise. Er vertritt die Interessen der werbenden Unternehmen, des Handels, der Medien, der Werbeagenturen sowie der Werbeberufe und der Marktforschung. Er ist die gesamthafte Vertretung der Werbewirtschaft in Deutschland.
Der ZAW repräsentiert Investitionen in kommerzielle Kommunikation von 45 Mrd. Euro. Davon fließen 34 Mrd. Euro in die Werbung, inklusive 24 Mrd. Euro Netto-Werbeeinnahmen der Medien. Dazu kommen rund 11 Mrd. Euro weitere Formen kommerzieller Kommunikation wie Sponsoring oder Werbeartikel. In Deutschland sind rund 900.000 Beschäftigte in den Arbeitsbereichen der Marktkommunikation tätig.